Windmühlen gehörten seit dem Mittelalter zum Landschaftsbild unserer märkischen Heimat; sie prägten die Silhouette vieler Städte und Dörfer. Die Windmüllerei erreichte ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert. Nach einer Statistik gab es 18 362 Windmühlen in Deutschland im Jahre 1895; nur wenig später, im Jahre 1925, waren es nur noch 8200. Im Jahre 1852 zählte man allein in der Provinz Brandenburg 2198 Bock- und 139 Holländerwindmühlen. Aus diesem Verhältnis wird auch ersichtlich, dass die Bockwindmühle der vorherrschende Windmühlentyp war, der bereits seit dem Mittelalter nachweisbar ist. Im 20. Jahrhundert setzte ein großes „Windmühlensterben" ein. Die Windmühlen waren der großen Konkurrenz der Großmühlen der Neuzeit in keiner Weise gewachsen.
Windmühlen - von Sagen umwoben
In der Entwicklung der Mühlen unterscheidet man nach der Art des Antriebs Hand-, Tret-, Roß-, Wasser-, Wind- und Dampfmühlen sowie Elektromühlen. In der kleinen Ausstellung im Abfüllraum der Mühle in Vehlefanz findet der Besucher Dokumente und weitere Sachzeugen zur Mühlengeschichte, die hauptsächlich auf die Geschichte der Windmühlen der heimatlichen Region Bezug nehmen.
Die Mühle selber, eine zweigängige Bockwindmühle, ist das eigentliche Schauobjekt. Mühlen spielen in Sagen und Märchen, in Volksliedern und Schwänken eine Rolle.
Der Müller - er war früher nicht „voll-wertig"
Ein Müller galt früher als „unehrenhaft". Er wurde nicht zu den Vollbürgern gerechnet; Ehrenämter blieben ihm gänzlich versagt. Er war mit den Webern, Henkern, Schindern auf eine Stufe gestellt und damit von Privilegien ausgeschlossen. Die Müller galten damit auch als nicht zunftfähig. Das betraf selbst die Söhne der Müller bis weit in das 17. Jahrhundert hinein, denen die Aufnahme in Zünften versagt bleib. Das änderte sich erst im Verlaufe des 17. Jahrhunderts, als der Müllerberuf die volle Anerkennung fand und es auch verstärkt zur Bildung eigener Zünfte kam.
Ein technisches Denkmal!
Die Vehlefanzer Bockwindmühle ist die letzte Windmühle des Kreises Oranienburg. Sie wurde als ein interessantes, technisches Denkmal alter Handwerkskunst restauriert und damit der Nachwelt erhalten.
Aus der Mühlenchronik
1815: Bau der Bockwindmühle. Sie ist die letzte von ehemals drei am Ort vorhandenen Bockwindmühlen seit dem 18. Jahrhundert.
1935: Müller Franz Barth verkauft die Mühle an Otto Bonk (1904-1970) für 4000 Reichsmark. Generalüberholung. Neue Flügel, Außenhaut, Sterz.
Bis 1945 Malmühle,
1945 bis 1965: Schrotmühle
1953: Abnahme der Flügel
1977: Unterschutzstellung als technisches Kulturdenkmal
1979: Ankauf der Mühle durch den Landkreis Oranienburg
1982 bis 1991: Rekonstruktion der Mühle durch den Mühlenbaumeister Hans-Jürgen Zecher aus Wittenberg / Mecklenburg
1991: 18. Mai Eröffnung als Mühlenmuseum, Außenstelle des Kreismuseums Oranienburg
Quelle: Aus der Broschüre „Kreismuseum Oranienburg, Mühle Vehlefanz, erbaut 1815"