"Alte Hamburger Poststraße"
im Krämer
Die „Alte Hamburger Poststraße“ gehört zu den ältesten Verkehrsverbindungen der Region. Ihre Ursprünge stehen in Verbindung mit dem „Wunderblutsweg“ nach Bad Wilsnack, ein mittelalterlichen Pilgerweg, der heute wieder begangen wird.
Seit 1596 ist die Existenz der Preußischen Post in Hamburg nachgewiesen.
Im Jahre 1654 wurde durch kurfürstliches Dekret die Einrichtung einer eigenständigen preußischen Postroute Berlin – Hamburg verfügt. Das war die Geburtsstunde einer regelmäßigen und kontinuierlichen Postverbindung auf diesem Fernverkehrsweg. In der Folgezeit wurde der zielstrebige Ausbau dieser Postverbindung, die am 03.09.1656 den regelmäßigen Linienverkehr aufnahm und zweimal die Woche verkehrte realisiert.
Die örtlichen Streckenführungen wechselten oft. Ausschlaggebend dafür waren die schlechten Wegeverhältnisse. Der Postkurs richtete sich nach den anzufahrenden Posthaltereien und Ausspannen. Die Postkutscher wählten die Strecke zwischen diesen Punkten entsprechend den jeweiligen Bedingungen. Im betrachteten Abschnitt waren die Posthaltereien mit Pferdewechselstationen, genannt Relaisstationen in Berlin beginnend in Bötzow und Fehrbellin.
1764 kostete eine Postfahrt von Berlin bis Bötzow 15 Groschen, bis Fehrbellin 33 Groschen und bis Hamburg 6 Thaler, 18 Groschen und 6 Pfennige. Damals eine gigantische Summe. Im Jahre 1764 wurden drei Postarten unterschieden. Die „Fahrpost“ oder “Schnelle Post“ für Personenbeförderung, Pakete und Briefverkehr. Sie fuhr zu dieser Zeit viermal die Woche in jede Richtung. Die „Reitende Post“ (Kuriere) für den Briefverkehr verkehrte wöchentlich zweimal, ebenso wie die „Küchenpost“ oder „Hofküchenpost“ die die königliche Hofhaltung in Berlin mit Lebensmitteln versorgte. 1800 kostete das Briefporto von Berlin nach Bötzow 1 Groschen, bis Fehrbellin 1 ½ Groschen.
Bis 1800 hatte sich dann ein kontinuierlicher Streckenverlauf durchgesetzt, welcher im gleichen Jahr exakt vermessen und kartographiert wurde. Die späteren Standorte der Meilensteine wurden bereits in diese Karte eingetragen und in der Natur mittels Holzpfählen und Markierungen sichtbar gemacht.
Der O - Punkt (Beginn der Vermessung) der Postroute war das Oranienburger Tor in Berlin. Die Trophäen dieses Berlin Stadttores befinden sich jetzt in Groß Behnitz. Bereits 1802 waren die ersten Meilensteine von Berlin ausgehend errichtet.
Der Meilenstein vom Ziegenkrug wurde, wie die anderen Meilensteine im Krämer zwischen 1803 und 1806 errichtet. Exakte Unterlagen darüber sind bisher nicht gefunden worden. Alle preußischen Postmeilensteine dieses Postkurses wurden aus Sandstein gefertigt. Die Meilensteine haben annähernd gleiche Maße und quadratische Grundrisse.
- Ganzmeilensteine Große Obelisken aus 4 Teilen (+ Fundament)
- Halbmeilensteine Kleine Obelisken aus 3 Teilen (+ Fundament)
- Viertelmeilensteine Würfel mit Phase und Sockelplatte
Die Errichtung der Meilensteine erfolgte nicht nur zur Orientierung im Gelände und zur Findung der Streckenführung für die Postkutscher. Da nach den Entfernungen in Meilen das Beförderungsentgelt für Personen, Ware und Postfracht berechnet wurde, bildeten die Meilensteine einen seriösen Anhaltspunkt zur Berechnung und Überprüfung der erhobenen Gebühren.
1817 wurde der Postkurs ab Hennigsdorf verlegt.
Hennigsdorf hatte ein Postamt mit Posthalterei erhalten. Von dort ging es über Eichstädt- Vehlefanz- Schwante nach Kremmen. Auch Kremmen bekam ein Jahr später eine Posthalterei. Weiter ging es dann Richtung Linum, wo der Postkurs die alte Streckenführung erreichte. Der Streckenverlauf durch den Krämer, vorbei am Ziegenkrug wurde aufgegeben.
In Kletzke stieß der Postkurs aus Leipzig über Magdeburg auf den Hamburger Postkurs und in Lenzen traf die „Alte Hamburger Poststraße“ auf den zweiten Postkurs aus Magdeburg mit Ziel Hamburg: All diese Postkurse hatten dann einen gemeinsamen Verlauf bis Hamburg.
1826 begann die Planung des Baues der „Hamburger Chaussee“, der heutigen B5. Diese wurde Abschnittsweise von 1832 bis 1836 fertiggestellt und zur Nutzung übergeben.
Der Hauptpostverkehr nach Hamburg wurde auf diese verlagert. Die „Alte Hamburger Poststraße“ wurde aufgegeben und hatte in der Folgezeit nur noch eine untergeordnete lokale Bedeutung.
Durch diese damals neue Chaussee wurde auch eine wesentlich schnellere Verbindung nach Hamburg möglich. So benötigte die Reitpost 31 Stunden. Die Schellpost dauerte 32 Stunden, einschließlich drei Pausen zu 25 Minuten. Die normale Fuhrpost benötigte 50 ½ Stunden mit drei Pausen zu je einer Stunde.
Auch diese Hauptpostverbindung verlor bald an Bedeutung als die Eisenbahn nach Hamburg 1845 eröffnet wurde. Diese übernahm dann diese Aufgabe.
Die Länge der „Alten Hamburger Poststraße“ von Berlin nach Hamburg betrug in der Streckenführung (von 1800) 38 Meilen, also ca. 286 km.
1 preußische Meile = 7,53248 Kilometer
Auf preußischem Staatsgebiet mussten von Berlin bis zur nördlichen Grenze bei Eldenburg (nördlich Lenzen) 23 Meilen, also ca. 173 km zurückgelegt werden. >>> Auf diesem Abschnitt wurden 23 Ganzmeilensteine, 23 Halbmeilensteine und 46 Viertelmeilensteine errichtet.
Heute existieren noch zahlreiche Objekte und Anhaltspunkte im Bezug zur „Alten Hamburger Poststraße“. Im Stadtgebiet von Berlin ist noch ein Originalmeilenstein, ein Ganzmeilenstein erhalten. Er steht in Tegel in der Gabrielenstraße am Eingang zum Humboldtschloss. Dieser jetzige Standort ist nicht der Originalstandort im Postkurs.
Die „Alte Hamburger Poststraße“ ist im Abschnitt von Hennigsdorf (Nähe Bahnhof) Halbmeilenstein „3 ½ Meilen von Berlin“ bis Linum (Nähe Kirche) Ganzmeilenstein „6 Meilen von Berlin“ mit allen Meilensteinen versehen. Der „Förderverein Regionalpark Krämer Forst e.V.“ hat dies in enger Zusammenarbeit mit weiteren Vereinen, Kommunen und Aktivisten im Zeitraum von 2004 bis 2023 erreicht. Das sind insgesamt 15 Meilensteine. 13 Nachbauten, ein Originalmeilenstein (Ganzmeilenstein Ziegenkrug) und ein Ganzmeilenstein (Linum) unter Verwendung eines Originalbauteiles. Der Abschnitt ist 3 ½ Meilen, also etwa 26,5 Kilometer lang. In ihm kann man nun eine komplette preußische Postroute mit den Meilensteinen erleben. Dazu kommen natürlich die schöne Natur des Krämers und die historischen Ortskerne von Hennigsdorf, Bötzow, Flatow und Linum.
Nun ab in die Natur und zu Fuß, mit dem Rad oder der Postkutsche eine sehr schöne historisch hoch interessante Strecke erkunden, erleben und genießen.
Viel Spaß dabei wünscht
Rolf Zimmermann
Forschungsgruppe Meilensteine e.V.
März 2023